Mediation - ein Instrument für Mitarbeiterbindung?

Mediation – ein Instrument für Mitarbeiterbindung?

Christina Schmid-Preissler
Januar 2014

 

Obwohl eine positive Atmosphäre und ein gutes Betriebsklima zweifelsohne wichtige Elemente für die Bindung von Mitarbeitern an ein Unternehmen sind, wird Konflikt-management, und speziell die Mediation, in diesem Zusammenhang von Unternehmen derzeit sehr wahrscheinlich noch nicht ausreichend wahrgenommen.

Ein Ansatz, dies zu erklären, sind möglicherweise Defizite und fehlendes Wissen bezüglich der Determinanten der Mitarbeiterbindung und deren Wechselbeziehungen. Spätestens seit den Erkenntnissen durch den Psychologen Frederick Herzberg ist deutlich, dass die Vergütung und damit die materielle Seite der Zusammenarbeit zwar insgesamt stimmig sein muss, es aber die immateriellen Leistungsanreize wie beispielsweise Wertschätzung, eigenverantwortliche Arbeitsgestaltung und Offenheit sind, die für ein gutes Arbeitsklima sorgen und damit Mitarbeiter dauerhaft an ein Unternehmen binden.

Es sind dabei nicht zuletzt Konflikte, die am Arbeitsplatz zu schlechter Stimmung führen. Konflikte sind jedoch nichts Unnatürliches und sie werden immer wieder dort auftreten, wo Menschen zusammenarbeiten und gemeinsam Ziele erreichen wollen. Sie sind weder zu vermeiden noch, ohne Schaden anzurichten, unterdrückbar, da sie bei unterschiedlichen Interessenslagen der Beteiligten fast zwangsläufig zum Tragen kommen. Nach Neuberger  sind Organisationen ohne Konflikte gar starr und dem Untergang geweiht, denn in Konflikten stecken Chancen, wie z.B. zur konstruktiven Weiterentwicklung oder zum gemeinsamen Finden einer optimalen Lösung.

Von Seiten der Unternehmen muss daher ein Interesse bestehen, die positiven Kräfte, die in Konflikten liegen, zu nutzen und gleichzeitig mögliche negative Folgen auszuschalten bzw. zu minimieren. Dabei geht es im Wesentlichen darum, eine Unternehmens- und Führungskultur zu schaffen,  die es erlaubt,

  • Konflikte bewusst zuzulassen, und nicht gerade die vermeintliche Ruhe in einem Team/Abteilung als Idealzustand für eine leistungsorientierte und produktive Arbeitsatmosphäre zu propagieren,

  • bereit zu sein, sich mit zwischenmenschlichen Interaktionen und Prozessen zu beschäftigen,

  • Konflikte zwischen einzelnen Personen bzw. in und zwischen Arbeitsgruppen offen auszutragen,

  • Reibungsverluste durch unnötig oder falsch gelebte Konflikte durch Konfliktprävention bzw. systematische Bearbeitung zu vermeiden

und insgesamt eine Kultur zu entwickeln, bei der

  • Konflikte grundsätzlich wertneutral betrachtet und beurteilt werden,

  • unabhängig von der hierarchischen Stellung widersprüchliche Ansichten geäußert werden dürfen und Berücksichtigung finden und

  • Probleme bzw. Schwierigkeiten offen ausgesprochen werden dürfen ohne Gefahr zu laufen, dadurch sein „Gesicht zu verlieren“.

Die Mediation kann hierzu einen Beitrag leisten, weil sie Potentiale entfaltet und die Performance steigert. Sie kann darüber hinaus nicht zuletzt deshalb einen besonderen Stellenwert in den Bemühungen, Mitarbeiter zu binden einnehmen, als dass sie den Perspektivenwechsel unterstützt und Wahrnehmungserweiterungen fördert, insbesondere in Bezug auf die Fähigkeit, lösungsorientiert mit Konflikten umzugehen.